Lebenswege

Lebenswege

Ein Ende ist Ursprung von neuen Wegen,
und sie zu beschreiten, ein neues Ziel.
Veränderung kommt einem mal ins Gehege,
doch bringt sie auch stets die Würze ins Spiel.

Das ist, was fürs Leben mehr Spannung ergibt.

 

Die Ruhe zu finden, um sich zu besinnen.
Momenten sich widmen, die sonst bloß zerrinnen.
Die Größe von kleinen Dingen bestimmen.
Und somit Wertschätzung für alles gewinnen.

Das ist, was dem Leben Glück verspricht.¹

 

Mit Menschen Zeit teilen, die innen gleich wie
man selbst auch tief drinnen im Wesen gestrickt.
Nach außen ruhig anders, denn Herzharmonie
entwaffnet, und glättet jedweden Konflikt.

Das ist, was im Leben mit Wonne besticht.

 

Sein Leben zu leben, wie’s eben grad kommt,
sich dem Lauf hinzugeben, mit frohem Gemüt.
Auf dass dann der Nachwuchs den Frohmut vernimmt,
und so seine Zukunft noch üppiger blüht.

Das ist, was fürs Leben ein Sinn – ganz schlicht.

– © Ben Bayer 2016 & 2017

¹ „Glück“ meint hier „glücklich zu sein“.

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Konsumparasiten der Naturästhetik

Konsumparasiten der Naturästhetik

Wir sitzen auf dem Balkon hinterm Haus. Unseren Blick auf den großen Garten und die dahinterliegenden, weiten Felder gerichtet. Um uns herum erklingt Vogelgezwitscher. Dabei sticht besonders der melodische Singsang der Amsel heraus. Wir lauschen andächtig der akustischen Grazie, die uns von der Natur dargeboten wird. Wir selbst schweigen still und verharren ruhig auf unseren Balkonstühlen.

Mit einem Mal hebt er den Blick leicht, und seine Mimik verändert sich. Offenkundig erfasst ein Gedanke seinen Geist, der nun sortiert, geformt und zurecht gefeilt wird. Ein Grinsen okkupiert sein Gesicht, als das Werk zur Verlautbarung bereit ist.

„Wir sind Konsumparasiten der Naturästhetik.“

– Johannes Müller (2017)

Die Amsel singt einfach. Sie singt für uns und singt für jedermann. Sie sänge sogar, würde überhaupt niemand zuhören. Sie trällert einfach vor sich hin. Ganz ungeachtet dessen, ob ihre Anstrengungen wahrgenommen werden, noch von wem. Oder, ob das, was sie kundtut, gar einen ihr dienlichen Effekt hervorrufen wird. Und dieser ausdauernde Gesang muss viel Energie kosten. Energie, die sie nach dem Konzert, durch entsprechend ausgedehnte Nahrungssuche, wieder sammeln muss.

Und wir? Nun, wir sitzen hier auf dem Balkon in der Sonne, auf weichen Kissen gebettet. Wir fügen diesem akustischen Ausläufer der Ästhetik unserer Natur nichts hinzu. Noch lassen wir uns zu irgendeiner Gegenleistung bewegen. Wir lauschen nur. Wir konsumieren.

Und das ist wunderschön! Es ist ein großes Privileg, dass wir Geschöpfe sind, die das Gespür, für diese Schönheit um sich herum, ihr eigen nennen dürfen.

Aber weshalb genau empfinden wir die Natur als schön? Weshalb genießen wir sie, wenn sie uns umgibt? Ist es ein romantisiertes Denken in einer zunehmend technisierten Welt? In solch einer Welt werden derartige Momente schlicht rarer, und dadurch wertvoll. Ist es eine innere Verbundenheit mit unseren Ursprüngen? Die Suche nach der eigenen Herkunft, wenn man so will. Oder liegt der Natur schlicht eine inhärente Schönheit inne? Völlig losgelöst von der Existenz eines konsumierenden Beobachters.

Letzteres ist unwahrscheinlich, denn jede Schönheit liegt wohl tatsächlich im Auge des Betrachters. Der Blickwinkel ist entscheidend:

Die Amsel singt geschäftig, das freut den Parasit.
Wenn Amsel sich dann kräftigt, dem Wurm graut’s und er flieht.

Schönheitsempfinden ist sicher teils antrainiert. Aber es muss wohl auch etwas in unserem Innern sein, oder in unserer Verbindung zur Natur, das uns sie als schön empfinden lässt. Natürlich nicht immer und überall. Wir haben auch Demut und Respekt, und manchmal fürchten wir uns sogar vor ihr. Sie kann majestätisch und imposant sein, roh, wild und gewaltig. Doch wir sind stets neugierig, und lassen uns immer und immer wieder von der Natur faszinieren.

Auf unserem sonnenbeschienenen Balkon, lehnen wir uns erneut zurück, um weiter zu lauschen, zu genießen und zu staunen.

– Ben Bayer (16.4.2017)

Ungerechte Welt

Ungerechte Welt

Die Welt ist nicht von gerechter Natur. Und wir empfinden es nicht nur so. Unsere Welt, wie wir sie bis dato gesellschaftlich aufgebaut haben, ist schlicht und einfach ungerecht.

Ungerecht global gesehen, aber auch ungerecht zu jenen, die nicht egozentrisch – oder wie ich auch gerne sage, Erst-Welt-zentrisch – denken möchten.

Es ist eine Überzeugung, für die man einen Preis zu zahlen bereit sein muss. Nicht nur im wortwörtlichen Sinn, dass qualitative, langlebige, und biologisch sinnvoll, nachhaltig, wie auch fair erzeugte Güter nun eben teurer sind. Sondern auch in der Hinsicht, dass die Welt einen mit Nichten dafür belohnt, dass man Weitsicht und (globale) Gerechtigkeit walten lassen, und im eigenen Handeln wiedergespiegelt sehen möchte. Im Gegenteil, man wird in dieser Konsum- und Wachstums-getriebenen Leistungsgesellschaft für solches Querulantentum belächelt, klein geredet und übertönt.

Es ist also eine Bürde, die man sich mit solch einer Überzeugung selbst auferlegt. Darum ist es wohl nicht so leicht, die Masse für derartige Ideen zu gewinnen.

Dennoch ist es jede Anstrengung wert! Und wenn erst, nach und nach, mehr und mehr Menschen diese Bürde zu tragen bereit sind, das Querulantentum langsam salonfähig wird, dann kann irgendwann die Stimmung kippen und die Masse wird den vorgelebten Überzeugungen folgen. Sogar die Bürde wird dann eine kleinere werden, für jeden Einzelnen. Zum einen schlicht, da sie auf viel mehr Schultern verteilt ist. Zum anderen, da ein allgemeines Umdenken stattgefunden haben wird, was die Sicht auf diese Art von Bestrebung nach Nachhaltigkeit und Fairness angeht, wie auch, was die Wertschätzung dieser Bestrebungen angeht.

– Ben Bayer (29.1.2017)

Die kausale Actio der Dinge

Die kausale Actio der Dinge

Dinge geschehen nicht ohne Grund.

Und mögen die Hintergründe einer Handlung für dich auch im Verborgenen liegen, gar für immer bleiben, so heißt das dennoch nicht, sie seien nicht manifest. Fürwahr wohl nicht für dich, jedoch zweifelsohne für jemand anderen. Für denjenigen mindestens, dessen Reactio jäh in die Aufmerksamkeit seines Umfeldes rückte, und gleichsam unerwartet wie ungewollt, selbigem zuteil wurde.

Es gilt, die Ursache zu verstehen, die kausale Actio, und ihr entgegenzuwirken. Nur so lassen sich langfristig Trends beeinflussen.

– © Ben Bayer (13.3.2017)

Seelenresonanzen – are not ten a penny

Seelenresonanzen – are not ten a penny

Wie mit so vielem, verhält es sich auch mit dem Folgenden:

Die richtig tollen Menschen – jene, die mit der eigenen Seele resonieren – sind rar gesät.

Das ist wohl der Preis, den wir zu zahlen bereit sein müssen. Sowohl für die Liebe zu Diversität und Kreativität*, als auch für die Achtung der Andersartigkeit. Oder gar die kindliche Neugier dem Fremden gegenüber, eine erwartungsfrohe Begeisterung für das Neue.

Denn je diverser ein zahlenmäßig gleichbleibendes Umfeld, desto zahlreicher, vielfältiger und interessanter, allerdings auch umso kleiner, werden die einzelnen Gruppen. Also jene Vertreter des gesamten Umfeldes, welche jeweils eine Seelenverwandtschaft verbinden mag.

Die Seelenresonanz selbst, die Verbundenheit, ist es, die sie so wertvoll macht. Man versteht, und man wird verstanden. Und, dass sie rar gesät sind, lässt ihren Wert schlicht noch weiter wachsen.

– © Ben Bayer (12.1.2017)

*Gerade Kreativität und Diversität bescherten dem Menschen seine besondere Anpassungsfähigkeit. Und diese kann wohl, gemeinsam mit ihrer schier unstillbaren Neugier, als Erfolgsrezept der Menschheit gesehen werden.

Gemittelte Menschlichkeit

Gemittelte Menschlichkeit

Dem menschlichen Verstand im Einzelnen, ist bis dato nicht zu trauen. Nur gemittelt über Zeit und Masse kann man ihm wahrlich Menschlichkeit, Weitsicht und letztlich auch Weisheit zutrauen.

Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber es sind eben genau dies, Ausnahmen. Künftige Generationen müssen hieran weiter feilen, um unsere Rasse auch im Einzelnen wahrhaft „menschlich“ werden zu lassen.

– © Ben Bayer (30.1.2016 & 12.2.2017)

Symbiose von Verstand und Herz

Symbiose von Verstand und Herz

Verstand und Herz müssen beide in jegliche Entscheidung eingebunden werden. Nicht in gleichem Maße, und nicht immer in einer ähnlichen Verteilung. Aber dennoch immer beide!

„Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen.
Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen.“

– Joseph Joubert

In großen Entscheidungen, besonders, wenn sie auch andere fühlende Wesen betreffen, muss der Verstand die Regie führen und die letzte Entscheidungsgewalt zugesprochen kriegen. Das Herz jedoch darf dabei nicht zum Schweigen gebracht werden, es nimmt eine beratende Position ein.

In kleinen Entscheidungen darf sich das Herz, ob des eigenen Seelenwohls, ruhig austoben. Der Verstand nimmt hier wiederum allenfalls eine beratende Rolle ein, und überwacht, dass die Auswirkungen nicht aus den Fugen geraten und das ganze doch zu einer ‚großen Entscheidung‘ werden lassen.

Dieses herzgesteuerte Seelenwohl ist wiederum essentiell für einen funktionierenden, gesunden Verstand, der nicht in seinen Fähigkeiten gedämpft oder betäubt ist.

Beide Parteien sind miteinander verflochten und müssen sich gegenseitig sowohl unterstützen als auch kritisch beäugen.

– Ben Bayer (30.11.2016)

Die subjektive Realität

Die subjektive Realität

Ich denke, wir nehmen alle – jeder für sich selbst – unsere ganz individuelle, persönliche Realität wahr. Und dann malen und schmücken wir sie noch dazu aus, damit sie besser zu uns passt.

Alles was wir uns als Menschen versuchen selbst oder gegenseitig zu erklären, packen wir in Umschreibungen, in Modelle. Das soll es unserem Verstand irgendwie ermöglichen, die Realität einigermaßen greifbar zu machen. Sie sind aber nicht die Realität. Sie beschreiben nur, was wir wahrnehmen, und wie wir uns versuchen einen Reim daraus zu machen…

– © Ben Bayer (21.11.2016)

Nur der Irrtum ist das Leben, und das Wissen ist der Tod

Nur der Irrtum ist das Leben, und das Wissen ist der Tod

Eine eigene Auslegung zu folgendem Auszug aus „Kassandra“ von 1802:

„Nur der Irrtum ist das Leben, und das Wissen ist der Tod.“

– Friedrich Schiller

It’s always the unknown. Es ist das Unbekannte, das Geheimnisvolle, dessen Zauber uns in seinen Bann zieht. Dabei gibt es jedoch einen gewaltigen Unterschied zwischen herausfinden, lernen und wissen.

Letzteres ist das langweiligste und lebloseste, da ist bereits alles passiert und alles getan. Auch zu lernen, was jemand anders herausgefunden hat, ist nicht sonderlich prickelnd oder erfüllend.

Aber selbst zu entdecken und auszuprobieren, und damit auch der Irrtum, der untrennbar mit dem Prozess des selbst-herausfindens verbunden ist, das ist erfrischend. Darin steckt wahrlich das Leben. Im Wissen dagegen liegt eher Stagnation, und wenn man so will, somit auch der Tod.

– © Ben Bayer (16.11.2016)